Ein Alpenkrimi
Da ich gerade selbst an einem Regionalkrimi arbeite, habe ich mir mal einen anderen angesehen – "Hahnbalz" von Georg Gracher. Spielt in den Alpen, ist aber bei einem Kölner Verlag erschienen. Zum Glück wird in den Dialogen kein Dialekt gesprochen, dafür gibt es im Erzähltext zahlreiche Ausdrücke, für die man im Glossar nachsehen muss. Eigentlich schreibt man so, das es der Leser gleich versteht! Es gibt ja auch die Möglichkeit, den Gegenstand im Text zu erklären, ohne dass es belehrend wirkt – das wäre dann eben die Kunst.
Dann die Namen: Eugidius Zischlpfitzer (z.B.) wird im Anfang lang und breit vorgestellt und über seinen Namen gewitzelt, dafür spielt er im Roman dann eher eine Nebenrolle.
In einer tief eingeschneiten Almhütte wird der Energie-Lobbyist Fritz Teuffel (sic!) erschossen – auf einer nicht weit entfernten anderen Almhütte wird ein Vergewaltiger fast totgeschlagen. Zwei Schauplätze, beide im tiefen Winter, so dass wir uns in geschlossenem Terrain mit einer Vielzahl von Personen zu befassen haben. Wer von den Anwesenden war's? Das kann, wenn man es gut macht, besser werden als bei Agatha Christe. Ist jedenfalls ein romantechnischer Klassiker und erfordert viel Fingerspitzengefühl – und vielleicht hat man ja einen besonderen Einfall, einen Clou, der die Geschichte von anderen abhebt!
Bei Gorg Gracher kommt Clou – der Täter ist nämlich ein Außenstehender. Interessant und abenteuerlich, aber schließlich logisch erklärt und gut mit der "familiären" Geschichte und der Vergangenheit der Personen verbunden.
Wenn der Leser doch nur etwas mehr an der Handlung teilnehmen dürfte! In der Dramatik gibt es einen Kunstgriff: Wenn man für die Handlung unbedingt ein Ereignis braucht, das unerlässlich ist, aber auf der Bühne nicht gezeigt werden kann, lässt man es von jemandem berichten, z.B. wurde der Ablauf einer großen Schlacht dem Feldherrn von einem Melder berichtet, der auf einer Mauer oder Anhöhe stand und dem Feldherrn (und den Zuschauern) die Vorgänge schilderte. Im Roman kann man das auch machen, sollte dieses Stilmittel aber nicht überziehen. Doch hier, bei Gracher, passiert das ständig. Da eine Vernehmung auf die andere folgt, hat man Aussage, Aussage, Aussage, Gegenaussage, erneute Befragung usw., während an Handlung nichts passiert. In der Mitte wird's etwas lebendiger, weil die Leute ja von der Hütte ins Dorf wechseln und ein gesuchter ehemaliger Terrorist, der als Koch in der Hütte arbeitete, Farid Abdullah ("ein Mann mit so einem kulturellen Hintergrund") flüchtet, doch dann geht's ebenso weiter.
Na ja. Spannend wird es dadurch nicht gerade. Und dann kommt der Autor auf die Idee, die vermeintliche Verdächtige vom Ermittler stellen zu lassen – im Gespräch unter vier Augen erklärt er ihr dann, dass sie gar nicht mehr die Hauptverdächtige ist, sondern dass er hintenrum weiter ermittelt hat (davon ist der Leser jetzt auch völlig überrascht!) und jemand ganz Anderes der oder die Schuldige ist. Mehr verrate ich hier nicht, außer dass es kurz vor Schluss noch zu einer Schießerei kommt.
Georg Gracher: Hahnbalz. Verlag emons:, Preis 9,90 Euro, ISBN 978-3-89705-667-1
Dann die Namen: Eugidius Zischlpfitzer (z.B.) wird im Anfang lang und breit vorgestellt und über seinen Namen gewitzelt, dafür spielt er im Roman dann eher eine Nebenrolle.
In einer tief eingeschneiten Almhütte wird der Energie-Lobbyist Fritz Teuffel (sic!) erschossen – auf einer nicht weit entfernten anderen Almhütte wird ein Vergewaltiger fast totgeschlagen. Zwei Schauplätze, beide im tiefen Winter, so dass wir uns in geschlossenem Terrain mit einer Vielzahl von Personen zu befassen haben. Wer von den Anwesenden war's? Das kann, wenn man es gut macht, besser werden als bei Agatha Christe. Ist jedenfalls ein romantechnischer Klassiker und erfordert viel Fingerspitzengefühl – und vielleicht hat man ja einen besonderen Einfall, einen Clou, der die Geschichte von anderen abhebt!
Bei Gorg Gracher kommt Clou – der Täter ist nämlich ein Außenstehender. Interessant und abenteuerlich, aber schließlich logisch erklärt und gut mit der "familiären" Geschichte und der Vergangenheit der Personen verbunden.
Wenn der Leser doch nur etwas mehr an der Handlung teilnehmen dürfte! In der Dramatik gibt es einen Kunstgriff: Wenn man für die Handlung unbedingt ein Ereignis braucht, das unerlässlich ist, aber auf der Bühne nicht gezeigt werden kann, lässt man es von jemandem berichten, z.B. wurde der Ablauf einer großen Schlacht dem Feldherrn von einem Melder berichtet, der auf einer Mauer oder Anhöhe stand und dem Feldherrn (und den Zuschauern) die Vorgänge schilderte. Im Roman kann man das auch machen, sollte dieses Stilmittel aber nicht überziehen. Doch hier, bei Gracher, passiert das ständig. Da eine Vernehmung auf die andere folgt, hat man Aussage, Aussage, Aussage, Gegenaussage, erneute Befragung usw., während an Handlung nichts passiert. In der Mitte wird's etwas lebendiger, weil die Leute ja von der Hütte ins Dorf wechseln und ein gesuchter ehemaliger Terrorist, der als Koch in der Hütte arbeitete, Farid Abdullah ("ein Mann mit so einem kulturellen Hintergrund") flüchtet, doch dann geht's ebenso weiter.
Na ja. Spannend wird es dadurch nicht gerade. Und dann kommt der Autor auf die Idee, die vermeintliche Verdächtige vom Ermittler stellen zu lassen – im Gespräch unter vier Augen erklärt er ihr dann, dass sie gar nicht mehr die Hauptverdächtige ist, sondern dass er hintenrum weiter ermittelt hat (davon ist der Leser jetzt auch völlig überrascht!) und jemand ganz Anderes der oder die Schuldige ist. Mehr verrate ich hier nicht, außer dass es kurz vor Schluss noch zu einer Schießerei kommt.
Georg Gracher: Hahnbalz. Verlag emons:, Preis 9,90 Euro, ISBN 978-3-89705-667-1
buecherdidi - 12. Mai, 12:04