Samstag, 14. August 2010

Umgezogen!

Diese Meldung hatte ich schon vor ein paar Wochen eingestellt, aber irgendwie ist sie verschwunden (gelöscht?) Mein Bücherblog ist umgezogen nach buecherdidi.blogspot.com.
Dieter und Analyn
Ich werde diesen Blog hier noch sporadisch weiterführen und künftig auf beide verlinken, aber der andere ist wegen der leichteren Bedienung von nun an der Hauptblog. See you later!

Freitag, 25. Juni 2010

Nochmal: Zeitbomben auf der Autobahn

Das gleichnamige Buch von Oliver Bernsen, das ich weiter unten in diesem Blog angekündigt habe, ist "auf dem Markt" - oder auch nicht. Es ist jedenfalls gedruckt, ich habe ein Exemplar. Ich hätte es gern vom Verlag bekommen, nach all der Korrekturarbeit und der Werbung, die ich dafür gemacht habe, aber - nichts. Ich habe mein Exemplar vom Autor. Überhaupt: Was ist das für ein Verlag? Die bewerben das Buch nicht einmal auf der eigenen Homepage, und trotz der ISBN ist es beim Buchhandel nicht gelistet und daher nicht bestellbar - nicht einmal bei Amazon, obwohl die doch immer die schnellsten sind bei Neuerscheinungen. Der "Verlag am Park" wird mir immer dubioser. Die Auslieferung geht über die renommierte Eulenspiegel-Gruppe - ob die wohl wissen, was für ein Kuckucksei die in ihrem Nest haben?
Also, Leute, wer das Buch bestellen möchte, kann das hier über die Kommentarfunktion machen - ich leite das an den Autor weiter. Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen, besonders, wenn man es als Autofahrer mal so richtig schön mit der Angst kriegen will...
Die ausführliche Buchbesprechung befindet sich unter "ältere Beiträge" hier im Blog.

Samstag, 12. Juni 2010

Gabriela Galvani liest: Die Hüterin des Evangeliums

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Gabriela Galvani (in Schwarz) mit kostümierten Gästen - die bekannte Augsburger Kulturjournalistin Sybille Schiller fotografiert

Der Termin für die Lesung war lange angekündigt, Zeit und Ort angemessen, aber die Konkurrenz durch andere Veranstaltungen war groß und das Wetter war prächtig, so dass die Leute lieber draußen in den Cafés saßen – trotzdem waren zu Gabriela Galvanis Lesung mindestens zwanzig Leute erschienen und folgten fasziniert dem Vortrag. Die Buchhandlung Rieger und Kranzfelder im Fuggerhaus (mit Blick aus dem Laden in einen der schönsten Renaissance-Innenhöfe nördlich der Alpen) hatte zur Lesung ein Ehepaar in prächtigen Kostümen der Lutherzeit engagiert, die für Gespräche und Fotos zur Verfügung standen, und es gab Getränke. Die Autorin gestaltete ihre Lesung abwechslungsreich und nicht zu lang (ein Teil des Textes wurde von ihrem Mann gelesen) und stand für Gespräche zur Verfügung. Ich war mit meiner Frau Analyn da, wir trafen auf Freunde (auch Nora aus Traunstein hatte den weiten Weg nach Augsburg auf sich genommen), und es war eine wirklich angenehme Atmosphäre.
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Eine abwechslunsreiche Lesung!
Das Buch spielt in der Buchverlegerzunft der frühen Neuzeit – eine Frau übernimmt die Firma ihres verstorbenen Mannes, was damals eine mutige Angelegenheit war, und entdeckt in seinen Unterlagen ein Geheimnis, das sie und andere in große Gefahr bringt. Die Autorin las zügig, die Zuhörer waren rasch in die Spannung der Geschichte hineingezogen, dann übernahm ihr Mann die Lesung (um einen männlichen Protagonisten einzuführen), dann wieder Gabriela Galvani – und ruckzuck war die Zeit um. Manch einer hätte noch gern eine weitere halbe Stunde oder länger zugehört, doch das Buch ist ja zum Glück käuflich zu erwerben. Ich wünsche diesem Buch eine Menge Leser – auch ich werde demnächst dazugehören: Das Buch steht schon auf meinem Einkaufszettel.
Sybille Schiller, Berichterstatterin für die "Augsburger Allgemeine", war von Anfang bis Ende anwesend, machte Fotos und eine Menge Notizen – heute erschien schon der Bericht in der größten hiesigen Tageszeitung.

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Gabriela Galvani - Die Hüterin des Evangeliums, Taschenbuch: 395 Seiten Verlag: Aufbau Taschenbuch, ISBN 978-3-7466-2604-8. Der Verlag hat den Titel noch nicht auf seiner Homepage, auch nicht, wenn man dort unter "Neuerscheinungen" sucht. Also – ab zum heimischen Buchhändler, Leute! Der verkauft völlig portofrei und hat es wahrscheinlich auf Lager.

Dienstag, 1. Juni 2010

Gib mir die "KANTE"!

Literaturzeitschriften, gerade die Kleinzeitschriften, sind Förderer und Entdecker im Literaturbetrieb. Jeder professionelle Autor hatte seine ersten Veröffentlichungen in einer solchen Zeitschrift, hat dort sein Handwerk gelernt und sich den ersten Kritiken gestellt. Ich weiß noch, wo und was ich veröffentlicht habe. Mein Gott, wie peinlich, denke ich dann manchmal, aber dann auch: Wie notwendig, und Gottseidank! Was wäre ich ohne! Und deshalb lese ich gerade die kleinen, engagierten Literaturzeitschriften noch heute, und ich sende auch Texte ein, denn nichts kann für einen Autor so lehrreich sein wie die Reaktion der Leserinnen und Leser. Nun habe ich wieder mal eine in der Hand, in der auch ein winziger Beitrag von mir ist.
Klivuskante - Wer denkt, das sei was Schweinisches, der irrt sich. Die Klivuskante ist eigentlich diese gummiartige Schwarte im Gehirn, wo das männliche Denken in das Weibliche und umgekehrt abrutscht, wo die Rechts- und Linkshänder sich verirren und die Chirurgen verzweifeln. Die Klivuskante ist zugleich eine Zeitschrift, die von zwei Krankenpflegern (Intensivstation und Psychiatrie), beide mit literarischer Begabung geschlagen, herausgegeben wird und in der Texte von Anfängern und Fortgeschrittenen, nicht nur auf den jeweiligen Fachgebieten der Herausgeber, erstmals dem Publikum präsentiert werden. Beileibe aber keine Anfänger-Zeitschrift! Zwar merkt man so manchem Text noch die Herkunft aus der Schreibschule an, bisweilen schreit auch die Pubertät kurz und schmerzhaft auf den Schwanz getreten, aber die meisten präsentierten Texte können sich durchaus sehen lassen. Wenn es die Aufgabe von Literaturzeitschriften ist, Talente zu entdecken, dann erfüllt diese garantiert ihren Zweck! Talente – das ist ja eine biblische Währung, das sind die Pfunde, mit denen man wuchern kann (dies ist jetzt monetarisch und nicht frauenfeindlich gemeint), und so manches Talent taucht hier auf. Die neueste "Klivuskante" erscheint als Nummer 31, wobei es sein kann, dass unter den ersten zehn Ausgaben hier und da mal eine Luftnummer gewesen sein kann, aber ich kenne die beiden Herausgeber persönlich. Die größte Luftnummer war der Verlag, dem sie sich zwischenzeitlich anvertraut hatten, aber zum Glück haben sie rechtzeitig ihr absaufendes Kind wieder ins eigene Boot geholt (wie war noch mal der Fachbegriff für die Dopplung von Klischeebegriffen?).
Die Klivuskante kann man in diversen Kneipen kaufen, im Internet unter www.klivuskante.com oder einfach bei mir (unter "Kommentar" mitteilen, und ich leite das weiter).
Um auf den Anfang zurückzukommen: Die Klivuskante erscheint im Münchner Schlachthofviertel, was keine schlechte Adresse ist.
Klivuskante 31/2010. Edition Kante, ISSN 1613-4176, 3,50 Euro, bei Postversand plus 0,85 Euro Porto plus 0,45 Euro für die Verpackung. Plus Arbeitslohn, aber der ist eigentlich unbezahlbar. Lohnt sich allemal.

Das Handbuch ist da!

Gestern kam mit der Post das "Handbuch für Autorinnen und Autoren", das Standardwerk für alle, die schreiben, ob freiberuflich oder nicht. Hunderte von wertvollen Tipps, Interviews, Adressen und Vieles mehr. 7. Auflage, Hardcover diesmal (und hoffentlich auch künftig), über 700 Seiten, Uschtrin Verlag, München, ISBN 978-3-932522-14-7.
Dies nur als Schnellmitteilung, eine ausführliche Besprechung wird es in den nächsten Tagen hier geben.
Ich gratuliere Sandra Uschtrin aber schon mal zur tollen Aufmachung!

Sonntag, 23. Mai 2010

Zeitbomben auf der Autobahn

"Irgendwann werde ich dreißig Menschen in den Tod reißen: Männer, Frauen, Kinder. Leute mit Familien, mit Plänen, mit Hoffnungen und einer Zukunft. Ich hoffe, das es mich selbst dabei auch erwischt, denn mit dieser Schuld – obwohl es nicht wirklich meine sein wird – könnte ich nicht leben."
Das ist ein Zitat aus dem Buch von Oliver Bernsen, das ich nun über ein Jahr korrigiert, redigiert, ergänzt, gekürzt, bearbeitet und wieder korrigiert habe. Ich erinnere mich daran, dass ich letztes Jahr in Doha /Quatar elf Stunden Aufenthalt zur Korrektur genutzt und auch in unserem Wasserturm in Manila, hoch über den Dächern der tropischen Stadt, daran saß (siehe: didisreiseblog.twoday.net unter "ältere Beiträge") - und nun kamen die Druckfahnen, das Buch erscheint in Kürze, und deshalb bespreche ich es hier. Das Titelbild wurde mir vom Verlag zur Verfügung gestellt (siehe unten). Ich kann das Buch nur empfehlen - Bestellung über mich. Hier die Besprechung (Auszug aus dem von mir angefertigten Exposé):
Tag für Tag rollen Zehntausende von LKW über deutsche Autobahnen und Landstraßen, und seit der Öffnung der Grenzen in der EU ist es in ganz Europa nicht anders. Erdbeeren werden von Spanien nach Norwegen, Fisch von Oslo nach Portugal, Tomaten von Holland nach Italien transportiert, Milch von Holstein ins Allgäu, vom Allgäu in die Eifel, aus der Eifel nach Holstein - und nicht anders sieht es mit Bier, Baumaterial, Maschinenteilen, Schrott, Touristen, lebenden Schlachttieren oder gar Hausmüll und gefährlichen Industrieabfällen aus. Täglich kommt es zu zahllosen Unfällen. Angebliche Ursache: Übermüdung des Fahrers, Nichteinhalten von Ruhezeiten, technische Mängel an Fahrzeugen. Selbst regelmäßige und harsche Polizeikontrollen haben daran nichts ändern können – abgesehen davon, dass sich zwischen Polizei und Fahrern ein Feindbild entwickelt hat, das den wahren Tätern gelegen kommt. Fahrer, denen Unregelmäßigkeiten nachgewiesen werden, bestraft man hart – aber trifft es die Richtigen? Sind sie nicht gnadenlos dem Druck durch die Disponenten ausgeliefert? Was steckt hinter dem ganzen System?
Und wer ist der wirkliche Feind, der wirkliche Verursacher der gefährlichen Situation? Die Konkurrenz unter den Speditionen? Das Gewinnstreben einzelner Spediteure? Der Überlebenskampf der Firmen?
Dieses Buch zeigt unter verschiedenen Aspekten, welcher Wahnsinn in unserer Gesellschaft, unserer Wirtschaft, auf unseren Straßen herrscht, und man wundert sich beim Lesen mehr und mehr, dass nicht längst viel mehr passiert ist als die "wenigen" hundert Tote im Jahr durch Unfälle mit LKW. Aber die Zeitbomben rollen noch, Tag für Tag, vor uns und hinter uns. Bei allen ist der Zünder bereits gezogen, und die Katastrophe kann sich für jeden ereignen – in jeder Sekunde.
Story: Fernfahrer "Oliver", verkrachter Diplom-Pädagoge, der bei seiner alten Mutter lebt, hat nach diversen anderen Versuchen eine Stelle als Fahrer angenommen. Gleich beim Vorstellungstermin wird er ins kalte Wasser geworfen, muss gleich los. Er ist beim schlimmsten Menschenschinder gelandet, den die Region zu bieten hat. Er windet sich da heraus, nachdem zahlreiche "Abenteuer" ihm die Augen geöffnet haben und er einen schweren Unfall hat, bei dem er gerade noch mit dem Leben davonkommt.
Geschildert wird das menschen- und sozialfeindliche Leben auf der Autobahn, der harte Alltag, der Kampf Mann gegen Mann, aber auch die Einsamkeit und Beziehungslosigkeit – bis hin zur verstümmelten Sexualität, die sich notgedrungen auf den Umgang mit Prostituierten und Aufblaspuppen beschränken muss. Die Szenen aus Bordellen sind ehrlich, so wie das ganze Buch, und die Schilderung eines Vorfalls, bei dem der Fahrer sich mit einer aufgeblasenen Sexpuppe gegen Beamte, die ihn auf der Autobahn verfolgten, recht drastisch zur Wehr setzt, ist einfach köstlich!
Ansonsten in erster Linie ein erschütterndes Buch, das in die Hände all derer gehört, die sich über die "Könige der Landstraße" ereifern, aber erst recht in die Hände derer, die in der Lage wären, da etwas zu ändern: Behörden, Politiker, Gerichte.
Sprache: Erzählt wird jenseits aller Country-Romantik. Manchmal hart und sachlich, manchmal frustriert, manchmal voller verständlicher Melancholie. Bisweilen klingen die Sätze etwas holprig oder umgangssprachlich – der harte Jargon der Straße wurde bewusst beibehalten.

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Erscheint etwa im Juni/Juli im "Verlag am Park", kostet voraussichtlich 16,80 Euro, wenn ich mich richtig erinnere, und kann über mich bestellt werden: dwalter300@t-online.de.

HINWEIS

Zur Zeit habe ich bei Ebay unter dem Verkäufernamen "buecherdidi" etliche Buchtitel ab 1 Euro im Angebot: Reise- und Städteführer sowie Krimis.
Bei Booklooker findet man außerdem eine Liste von über 100 Büchern, die ich zur Zeit verkaufe: www.booklooker.de, dann auf der Angebotsseite für Bücher ein Stück nach unten scrollen, "buecherdidi" eingeben und stöbern!

Mittwoch, 19. Mai 2010

Reise ins 16. Jahrhundert...

Manche Bücher kann man zweimal lesen - einmal für die Spannung, das zweite Mal für die Details. Viel Freude gemacht hat mir deshalb ein historischer Roman von Angeline Bauer, "Die Närrin des Königs":
Frankreich im 16. Jahrhundert – eine geschichtlich bewegte Zeit voller Machtkämpfe und Intrigen. Wir erleben sie aus der Sicht von Mathurine, der Hofnärrin Heinrichs III., eine historische Gestalt, die mit Humor, Bauernschläue und Verstand zur engsten Beraterin des Königs geworden ist. Durch die Widrigkeit der Umstände verstrickt Mathurine sich immer tiefer in eine schwere Schuld, die nicht nur für sie selbst zu lebensgefährlichen Verwicklungen in einer dramatischen Liebesaffäre führt.
Vor farbenfrohem, sorgfältig recherchiertem Hintergrund schildert Angeline Bauer die Geschehnisse und führt uns Leser in eine farbenfrohe Zeit. Locker, aber nicht salopp, sondern dem Thema angemessen erzählt, immer wieder von scharfsinnigen Bemerkungen und Sinnsprüchen Mathurines durchzogen, ergänzt im Anhang durch ein historisch einordnendes Nachwort und eine Auflistung der Zitate und ihrer Quellen.
Ein kleines Welttheater also, das genau das macht, was ein Theater soll: Unterhalten und belehren – und das, ohne im allzu offensichtlichen Sinne zu unterhalten und von oben herab zu belehren. Die sorgfältig abgewogene Spannung führt uns immer rasanter durch diese Geschichte, die dem Genre des historischen Romans eine neue, ganz eigene Dimension gibt.
Naerrin
Angeline Bauer: Die Närrin des Königs. Aufbau-Verlag, 359 Seiten, 8,95 Euro, ISBN 978-3-7466-2388-7

Mittwoch, 12. Mai 2010

Ein Alpenkrimi

Da ich gerade selbst an einem Regionalkrimi arbeite, habe ich mir mal einen anderen angesehen – "Hahnbalz" von Georg Gracher. Spielt in den Alpen, ist aber bei einem Kölner Verlag erschienen. Zum Glück wird in den Dialogen kein Dialekt gesprochen, dafür gibt es im Erzähltext zahlreiche Ausdrücke, für die man im Glossar nachsehen muss. Eigentlich schreibt man so, das es der Leser gleich versteht! Es gibt ja auch die Möglichkeit, den Gegenstand im Text zu erklären, ohne dass es belehrend wirkt – das wäre dann eben die Kunst.
Dann die Namen: Eugidius Zischlpfitzer (z.B.) wird im Anfang lang und breit vorgestellt und über seinen Namen gewitzelt, dafür spielt er im Roman dann eher eine Nebenrolle.
In einer tief eingeschneiten Almhütte wird der Energie-Lobbyist Fritz Teuffel (sic!) erschossen – auf einer nicht weit entfernten anderen Almhütte wird ein Vergewaltiger fast totgeschlagen. Zwei Schauplätze, beide im tiefen Winter, so dass wir uns in geschlossenem Terrain mit einer Vielzahl von Personen zu befassen haben. Wer von den Anwesenden war's? Das kann, wenn man es gut macht, besser werden als bei Agatha Christe. Ist jedenfalls ein romantechnischer Klassiker und erfordert viel Fingerspitzengefühl – und vielleicht hat man ja einen besonderen Einfall, einen Clou, der die Geschichte von anderen abhebt!
Bei Gorg Gracher kommt Clou – der Täter ist nämlich ein Außenstehender. Interessant und abenteuerlich, aber schließlich logisch erklärt und gut mit der "familiären" Geschichte und der Vergangenheit der Personen verbunden.
Wenn der Leser doch nur etwas mehr an der Handlung teilnehmen dürfte! In der Dramatik gibt es einen Kunstgriff: Wenn man für die Handlung unbedingt ein Ereignis braucht, das unerlässlich ist, aber auf der Bühne nicht gezeigt werden kann, lässt man es von jemandem berichten, z.B. wurde der Ablauf einer großen Schlacht dem Feldherrn von einem Melder berichtet, der auf einer Mauer oder Anhöhe stand und dem Feldherrn (und den Zuschauern) die Vorgänge schilderte. Im Roman kann man das auch machen, sollte dieses Stilmittel aber nicht überziehen. Doch hier, bei Gracher, passiert das ständig. Da eine Vernehmung auf die andere folgt, hat man Aussage, Aussage, Aussage, Gegenaussage, erneute Befragung usw., während an Handlung nichts passiert. In der Mitte wird's etwas lebendiger, weil die Leute ja von der Hütte ins Dorf wechseln und ein gesuchter ehemaliger Terrorist, der als Koch in der Hütte arbeitete, Farid Abdullah ("ein Mann mit so einem kulturellen Hintergrund") flüchtet, doch dann geht's ebenso weiter.
Na ja. Spannend wird es dadurch nicht gerade. Und dann kommt der Autor auf die Idee, die vermeintliche Verdächtige vom Ermittler stellen zu lassen – im Gespräch unter vier Augen erklärt er ihr dann, dass sie gar nicht mehr die Hauptverdächtige ist, sondern dass er hintenrum weiter ermittelt hat (davon ist der Leser jetzt auch völlig überrascht!) und jemand ganz Anderes der oder die Schuldige ist. Mehr verrate ich hier nicht, außer dass es kurz vor Schluss noch zu einer Schießerei kommt.

Georg Gracher: Hahnbalz. Verlag emons:, Preis 9,90 Euro, ISBN 978-3-89705-667-1

Sonntag, 9. Mai 2010

Bertha von Suttner

Gestern in Horgau - Veranstaltung zur Erinnerung an die Bücherverbrennung durch rechtsradikale deutsche Studenten 1933. Ich stellte vor:

Bertha von Suttner,
geb. 9. Juni 1843 als Gräfin Kinsky aus einem böhmischen Adelshaus mit militaristischem Hintergrund (Vater General, ein Großvater Hauptmann der Kavallerie, wuchs auf bei der Mutter im aristokratischen Umfeld der Donaumonarchie.
Nach Verlust des Familienvermögens durch die Mutter nahm die junge Bertha die Stelle einer Gouvernante bei der Familie von Suttner an, verliebte sich in Arthur, den Sohn ihres Dienstherrn, wurde entlassen und ging nach Paris, wo sie kurze Zeit als Sekretärin Alfred Nobels arbeitete. Sie kehrte nach Wien zurück, um Arthur zu heiraten, der daraufhin enterbt wurde.
Das junge Ehepaar zog in den Kaukasus, um in Georgien von Gelegenheitsarbeiten zu leben, u.a. Übersetzungen und dem Schreiben von Unterhaltungsromanen. Seit dem Ausbruch des russisch-türkischen Kriegs 1877 war das Ehepaar mit Kriegs- und Reiseberichten journalistisch tätig, beide mit großem erfolg, so dass sie rund 10 Jahre später nach Wien zurückkehrten und sich mit der Familie aussöhnten. Bertha blieb weiter journalistisch tätig und konzentrierte ihre Arbeit auf eine friedliebende Gesellschaft und das Thema des Pazifismus.
Hiermit wird sie bald erfolgreich und veröffentlicht 1989 mit 46 Jahren ihr Buch "die Waffen nieder". Damit löste sie in ganz Europa Diskussionen über Militarismus und Krieg aus. Das Buch wurde in 12 Sprachen übersetzt und erschien in 37 Auflagen. Bertha von Suttner reiste nun viel und kündigte 1891 die Gründung der "Österreichischen Gesellschaft für Friedensfreunde" an. Sie nahm an zahlreichen Friedenskongressen teil warb für die Schaffung eines internationalen Schiedsgerichts, das kriegerische Auseinandersetzungen künftig überflüssig machen sollte.
1905 bekam sie als erste Frau den Friedensnobelpreis – die Schaffung dieses Preises fünf Jahre zuvor ging auf ihre Anregung zurück. Im Juni 1914, unmittelbar vor Ausbruch des ersten Weltkriegs, starb sie an Krebs.
"Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut soll immer wieder mit Blut abgewaschen werden", schrieb sie in ihrem Roman "Die Waffen nieder", aus dem ich jetzt eine Passage vorlese.
Geschildert wird das pazifistische Engagement einer jungen Gräfin, die bereits mit 20 ihren ersten Mann im Krieg verloren hat. Sie reist im Preußisch-Österreichischen Krieg in das Kampfgebiet, um verwundeten zu helfen. Unterwegs wird sie von einem Feldarzt vorgewarnt:
(und hier folgte dann eine Lesung aus "Die Waffen nieder", ein Gespräch mit einem Feldarzt, das die Gräuel eines Krieges sehr drastisch schildert).

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buecherdidi - 14. Aug, 19:34
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buecherdidi - 25. Jun, 09:15
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