Sonntag, 23. Mai 2010

Zeitbomben auf der Autobahn

"Irgendwann werde ich dreißig Menschen in den Tod reißen: Männer, Frauen, Kinder. Leute mit Familien, mit Plänen, mit Hoffnungen und einer Zukunft. Ich hoffe, das es mich selbst dabei auch erwischt, denn mit dieser Schuld – obwohl es nicht wirklich meine sein wird – könnte ich nicht leben."
Das ist ein Zitat aus dem Buch von Oliver Bernsen, das ich nun über ein Jahr korrigiert, redigiert, ergänzt, gekürzt, bearbeitet und wieder korrigiert habe. Ich erinnere mich daran, dass ich letztes Jahr in Doha /Quatar elf Stunden Aufenthalt zur Korrektur genutzt und auch in unserem Wasserturm in Manila, hoch über den Dächern der tropischen Stadt, daran saß (siehe: didisreiseblog.twoday.net unter "ältere Beiträge") - und nun kamen die Druckfahnen, das Buch erscheint in Kürze, und deshalb bespreche ich es hier. Das Titelbild wurde mir vom Verlag zur Verfügung gestellt (siehe unten). Ich kann das Buch nur empfehlen - Bestellung über mich. Hier die Besprechung (Auszug aus dem von mir angefertigten Exposé):
Tag für Tag rollen Zehntausende von LKW über deutsche Autobahnen und Landstraßen, und seit der Öffnung der Grenzen in der EU ist es in ganz Europa nicht anders. Erdbeeren werden von Spanien nach Norwegen, Fisch von Oslo nach Portugal, Tomaten von Holland nach Italien transportiert, Milch von Holstein ins Allgäu, vom Allgäu in die Eifel, aus der Eifel nach Holstein - und nicht anders sieht es mit Bier, Baumaterial, Maschinenteilen, Schrott, Touristen, lebenden Schlachttieren oder gar Hausmüll und gefährlichen Industrieabfällen aus. Täglich kommt es zu zahllosen Unfällen. Angebliche Ursache: Übermüdung des Fahrers, Nichteinhalten von Ruhezeiten, technische Mängel an Fahrzeugen. Selbst regelmäßige und harsche Polizeikontrollen haben daran nichts ändern können – abgesehen davon, dass sich zwischen Polizei und Fahrern ein Feindbild entwickelt hat, das den wahren Tätern gelegen kommt. Fahrer, denen Unregelmäßigkeiten nachgewiesen werden, bestraft man hart – aber trifft es die Richtigen? Sind sie nicht gnadenlos dem Druck durch die Disponenten ausgeliefert? Was steckt hinter dem ganzen System?
Und wer ist der wirkliche Feind, der wirkliche Verursacher der gefährlichen Situation? Die Konkurrenz unter den Speditionen? Das Gewinnstreben einzelner Spediteure? Der Überlebenskampf der Firmen?
Dieses Buch zeigt unter verschiedenen Aspekten, welcher Wahnsinn in unserer Gesellschaft, unserer Wirtschaft, auf unseren Straßen herrscht, und man wundert sich beim Lesen mehr und mehr, dass nicht längst viel mehr passiert ist als die "wenigen" hundert Tote im Jahr durch Unfälle mit LKW. Aber die Zeitbomben rollen noch, Tag für Tag, vor uns und hinter uns. Bei allen ist der Zünder bereits gezogen, und die Katastrophe kann sich für jeden ereignen – in jeder Sekunde.
Story: Fernfahrer "Oliver", verkrachter Diplom-Pädagoge, der bei seiner alten Mutter lebt, hat nach diversen anderen Versuchen eine Stelle als Fahrer angenommen. Gleich beim Vorstellungstermin wird er ins kalte Wasser geworfen, muss gleich los. Er ist beim schlimmsten Menschenschinder gelandet, den die Region zu bieten hat. Er windet sich da heraus, nachdem zahlreiche "Abenteuer" ihm die Augen geöffnet haben und er einen schweren Unfall hat, bei dem er gerade noch mit dem Leben davonkommt.
Geschildert wird das menschen- und sozialfeindliche Leben auf der Autobahn, der harte Alltag, der Kampf Mann gegen Mann, aber auch die Einsamkeit und Beziehungslosigkeit – bis hin zur verstümmelten Sexualität, die sich notgedrungen auf den Umgang mit Prostituierten und Aufblaspuppen beschränken muss. Die Szenen aus Bordellen sind ehrlich, so wie das ganze Buch, und die Schilderung eines Vorfalls, bei dem der Fahrer sich mit einer aufgeblasenen Sexpuppe gegen Beamte, die ihn auf der Autobahn verfolgten, recht drastisch zur Wehr setzt, ist einfach köstlich!
Ansonsten in erster Linie ein erschütterndes Buch, das in die Hände all derer gehört, die sich über die "Könige der Landstraße" ereifern, aber erst recht in die Hände derer, die in der Lage wären, da etwas zu ändern: Behörden, Politiker, Gerichte.
Sprache: Erzählt wird jenseits aller Country-Romantik. Manchmal hart und sachlich, manchmal frustriert, manchmal voller verständlicher Melancholie. Bisweilen klingen die Sätze etwas holprig oder umgangssprachlich – der harte Jargon der Straße wurde bewusst beibehalten.

rust

Erscheint etwa im Juni/Juli im "Verlag am Park", kostet voraussichtlich 16,80 Euro, wenn ich mich richtig erinnere, und kann über mich bestellt werden: dwalter300@t-online.de.

HINWEIS

Zur Zeit habe ich bei Ebay unter dem Verkäufernamen "buecherdidi" etliche Buchtitel ab 1 Euro im Angebot: Reise- und Städteführer sowie Krimis.
Bei Booklooker findet man außerdem eine Liste von über 100 Büchern, die ich zur Zeit verkaufe: www.booklooker.de, dann auf der Angebotsseite für Bücher ein Stück nach unten scrollen, "buecherdidi" eingeben und stöbern!

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