Montségur und "Die Waffen nieder"

Am 3. 4. schrieb ich etwas über ein Autorenforum, bei dem ich mich regelrecht bewerben musste, um darin mitdiskutieren zu dürfen. Ich fand es schon erniedrigend, das machen zu müssen, denn eigentlich muss ich ja nicht darum betteln, meine Meinung sagen und meine Erfahrungen mitteilen zu dürfen. Ich habe meine "Bewerbung" eingeschickt und nicht einmal eine Antwort erhalten. Das war's dann wohl – ich bin nicht im Geringsten darauf angewiesen, meine Meinung im Autorenforum "Montségur" zu sagen. Wenn sie auf meine Erfahrungen verzichten wollen, ist mir das auch recht.
Im Moment lese ich ein Buch, das ich am 7. Mai in Horgau in der Ortsbücherei vorstellen möchte: Bertha von Suttners "Die Waffen nieder". Bertha von Suttner war eine engagierte Pazifistin und erhielt als erste Frau den Friedensnobelpreis. Sie ist die Frau auf dem österreichischen 2-Euro-Stück, auch wenn manch einer glaubt, das sei "Kaiserin Sisi".
Der Roman schildert das Leben einer verwöhnten Adligen, die alles hat, was ihr Herz begehrt, dann aber im Krieg ihren ersten Mann verliert. Nach einer langen Zeit der Trauer erwacht sie zu einem neuen Bewusstsein und erkennt den Widersinn des Krieges. Sie besucht Kriegsschauplätze, und was sie da erlebt, bestätigt ihr das Grauen, das sie aus Berichten von Freunden kennt. Die Schilderungen sind zum Teil mehr als drastisch, erfüllen aber ihren Zweck. Wenn man "Im Westen nichts Neues" von Remarque gelesen hat, glaubt man zuerst, Bertha von Suttner erzählt aus zweiter Hand, aber das ist so nicht wahr. Auch wenn sie Vieles vom Hörensagen schildert, erfüllt es doch seinen Zweck: Die Gräuel des Krieges bereits vor dem Ersten Weltkrieg zu schildern, eine warnende Stimme zu erheben, den Wahnsinn zu benennen und radikal zu fordern, die Kriege zu beenden. Das alles aus der Sicht einer zunächst verwöhnten Komtess – der Kontrast ist besonders eindringlich.
Es wird mir nicht leicht fallen, die richtigen Stellen zum Vorlesen auszuwählen, um die Leute zum Weiterlesen anzuregen. Ich weiß nicht, ob das Buch überhaupt noch im Handel ist, aber sicher antiquarisch bei Booklooker (www.booklooker.de). Meine Ausgabe, die ich geliehen habe, stammt aus dem "Verlag der Nation", damals noch DDR. Es wurde zweimal zum Opfer – die Nazis haben es verbrannt, und nach der Deutsch-Deutschen Vereinigung (man sage nie "Wieder"vereinigung, denn das hieße ja, den Staat von vorher wiederhaben zu wollen) wurde es als DDR-Literatur entsorgt. Es stammt aus Österreich, erschien erstmals 1889 und erlebte bis 1905 immerhin 37 Auflagen, wurde mehrfach verboten und ist immer noch aktuell.

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